Instrument: 16"-Selbstbau-Dobson http://www.aludobson.de
Okulare und Filter: LVW 22,13, 8 mm, OIII-Filter Lumicon
Grenzhelligkeit: 5 mag, Durchsicht mittelprächtig....
Standort: Nordschwarzwald
Endlich wieder einmal tiefblauer Himmel am Wochenende, der
Astrovirus nagte schon den ganzen Tag über an mir.
Also ging es Abends auf die Pirsch. Es ist schließlich
Galaxienzeit.Das Teleskop ist nach 15 min aufgebaut, schnell noch
den neuen 8x50 Sucher neben das Telrad gehängt und
Strom auf die Schrittmotoren. Leise sirren sie Antriebe
für den ersten Schwenk auf einen hellen Stern. Im defokusierten Bild
sieht man den 16"-Spiegel noch kochen, also lasse
ich es erst einmal beim 22 mm LVW-Okular für die
kleinen Vergrößerungen.
Im Augenwinkel leuchtet es plötzlich hell auf. Ein Blick nach oben, und ich
sehe noch einen gleißend hellen, rasch dunkler werdenen Lichtpunkt.
Es war ein -7 mag Iridium-Flare wie mich heavens-above.com belehrte.... Derart
verwöhnt schien das ja ein gelungener Abend zu werden.
Zum Einsehen M42+43: Wunderschöne Strukturen über das ganze Bildfeld, der "Flügel" in M42 deutlich rot, das Zentralgebiet türkis.
Im südlichen Bereich überall noch schwache Nebelfetzen. Der große Bogen
unterhalb des Nebels ist komplett sichtbar.
Dann zum Flammennebel NGC2024, leicht sichtbar ohne Filter, aber mangels wirklich guter Durchsicht ohne großartige Details. Jetzt ein
Abstecher zu NGC 2359, dem Wolf-Rayet-Nebel im großen Hund. Mit einem
OIII-Filter im 22 mm LVW zeigt sich, warum die Amerikaner in "Thor's Helmet"
nennen. Er sieht wirklich wie ein Wikingerhelm aus. Zwei Arme ziehen von einer
reich strukturierten Scheibe aus ins All. Ein dritter ist schwach angedeutet.
Weiter zum Rosettennebel, er ist mit einem OIII leicht sichtbar, aber viel zu
groß, um einen richtigen Eindruck zu gewinnen. Daher schwenkte das Teleskop
jetzt zum großen Wagen: M81/82 beide Galaxien sind sehr hell. In M81 sind drei auffällige Staubbänder zu sehen, M82 hingegen zeigt wegen der schlechten
Durchsicht des Himmels aber keine weiteren Details.
M51: Die Spiralarme sind gut sichtbar, aber nicht die Brücke zur
Begleitgalaxie. M97: Der Eulennebel. Sehr helle auffällige Scheibe mit zwei
schwach angedeuteten Dunkelzonen. Bei hoher Vergrößerung aber leicht zu sehen.
Zurück in andere Himmelsregionen: Hubbles Veränderlicher Nebel: Wie ein
kleiner Komet steht der Reflexionsnebel
am Himmel, Strukturen im Nebel sind bei hoher Vergrößerung angedeutet. Weiter
in Richtung Leo: Das Galaxientriplett (M65, M66 und NGC 3628 wunderbar, aber
bereits zu groß für das Bildfeld. Noch ein Blick auf M105 und die
Nachbargalaxie NGC 3371. Die deutlich schwächere
dritte Galaxie NGC 3373 ging aber völlig im Dunst unter.
Zum Schluss noch ein Abstecher in Coma Berenices: M53, ein Kugelsternhaufen, er
ist voll aufgelöst und recht kompakt. M64, die Galaxie mit einer auffälligen
Dunkelzone. Das dunkle "Auge" ist leicht mit direktem Sehen zu
beobachten.
NGC4565 kommt mir recht lichtschwach vor, aber man kann mit indirektem Sehen
noch ein Staubband im Nebelfleckchen erkennen.
Ein erster Ausflug mit klammen Händen in den Virgo-Haufen (es ist inzwischen
erbärmlich kalt nach 3 Stunden beobachten). Beim ersten Blick ins Okular
stolpere ich über NGC 4567-8, die siamesichen Zwillinge: Zwei Galaxien mit stellarem Kern,
die sich an den spitzen Enden berühren. Sieht unglaublich eindrucksvoll aus,
beide Galaxien sind recht hell.
Zum Abschluß noch ein Blick auf die langsam gegen Westen absinkenden Planeten.
Jupiter zeigt sich mit dem abgekühlten Spiegel in seiner vollen farbigen
Pracht. Die beiden Hauptbänder (das Eine rot-bräunlich und das andere eher ins
Violette) sind voller Knoten, mehrere zarte schmale Wolkenbänder gruppieren sich
darum. Gerade löst sich ein Jupitermond vom Rand der Scheibe.
Saturn zeigt die umlaufende Cassiniteilung, eine ganze Heerschar von Monden um
die wolkenbebänderte bräunliche Planetenoberfläche, auf der der Schatten der
Ringe zu sehen ist.
Das war mehr als genug an Wundern für einen Abend, Montags mußte schließlich
wieder gearbeitet werden.