Von SNR`s und Schwänen.....
Beobachtungsort: Nordschwarzwald, Himmel 6 mag, Instrument: 16"-Dobson und
11x80
Großfernglas; Okulare Widesscan II 30 mm, Vixen LVW 22, 13, 8 mm + OIII-Filter.
Leier + Herkules:
Endlich ist es soweit: das 16"-Aluminium-Dobson sowie mein 11x80 Großfeldstecher
und
zwei stockdunkle Beobachtungsnächte trafen aufeinander. Nach dem Auskühlen des
Spiegels
ging es in der Dämmerung schon los. Obwohl es noch ziemlich hell war, war der
Ringnebel
schon ausgezeichnet zu beobachten. Viel Öffnung mach eben doch glücklich ;-).
Nachdem es
dunkel war, erscheint M57 sehr hell und grünlich. Der Ring ist ungleichmäßig
hell, aber ein
Zentralstern ist nicht zu sehen. Sehr eindrucksvoll.
Dann ein kurzer Blick auf epsilon lyrae: Beide Komponenten sauber getrennt schon
bei 70x,
obwohl die Optik noch ziemlich windschief eingebaut ist (mein neuer Okularauszug
muss geradegerückt werden, und der Fangspiegel war mangels zöllischen Inbus-Schlüsseln
auch nicht mittig). Weiter zum Warmsehen auf M13: erwartungsgemäß voll aufgelöst
und im 8mm im Aussehen einer Spiralgalaxie nicht unähnlich. Die Galaxie NGC6207 direkt daneben natürlich
leicht zu sehen.
M92 ebenso hübsch anzusehen, wesentlich konzentrierter, der ist Kern nicht völlig
aufgelöst zu sehen.
Skorpion:
Leider zogen in der zweiten Beobachtungsnacht erst ein paar Wolkenfelder durch,
daher
fielen die meisten Beobachtungsobjekte in diesem Sternbild aus.
Mars: Trotz Bemühungen nichts zu sehen, der Staubsturm scheint wohl immer noch
zu wüten.
M4: KH mit auffälligem Balken im Kern, sehr ungewöhnlich.
NGC 6144: KH sehr nah bei Antares, schwach, nur wenige Sterne aufgelöst.
Schlangenträger (hier gibt es jede Menge Kugelsternhaufen):
M107: KH, sehr konzentriert, Kern nicht aufgelöst, nicht sehr interessant.
M19: KH, recht hell, nicht voll aufeglöst
M9: KH, stark konzentriert, aber aufgelöst
NGC 6356: KH, sehr schwach, nur ein paar Sterne indirekt aufgelöst
M12: KH, sehr hell, Kern nur granulär
M10: KH, voll aufgelöst, sehr hell
M14: KH, Kern nur granulär
Jetzt reicht's, da bekommt man ja den Kugelhaufenkoller.... Daher geht es weiter
mit
Emissionsnebeln im Schützen:
Schütze, Schild und Schlange.....
M8: Der Lagunennebel ist schon leicht mit bloßem Auge sichtbar und daher leicht
aufzufinden. Mit dem LVW 22 und einem OIII Filter ist er sehr hell und füllt
als das ganze
Bildfeld des Okulars. Ein dunkles Staubband teilt ihn in zwei Teile. Daneben ein
sehr helles
Zentrum mit fast stellar wirkendem Kern. Überall im Außenbereich feine
Strukturen. Eine Paradeobjekt.
M20: Der Trifidnebel, ohne OIII schon sichtbar, erscheint durch den Filter immer
noch
recht schwach, aber wunderbar dreigeteilt. Bei hoher Auflösung mit dem LVW 8
mm werden indirekt noch feinere Strukturen sichtbar. Der Reflexionsnebel ist
ohne Filter
auch bei hoher Vergrößerung nicht sichtbar, dafür ist der Horizont hier auch
noch zu hell.
M17: Der Schwanennebel. Der Knüller. Mit OIII im LVW 22 erkennt man, wie groß
der
Nebel wirklich ist. Der "Schwan" und der auf Fotos sichtbare
Nebelbogen sind eingebettet in
eine deutlich größere Nebelstruktur, die sich vom dunkleren Himmelshintergrund
abhebt. Der
Kopf des Schwans ist durch ein dunkles Band vom Körper abgetrennt. Neben M42
und dem
Cirrus-SNR mein absolutes Lieblingsobjekt.
M16: Der Adlernebel. Mit meinem 12,5", selbst mit OIII hatte ich damals den
Nebel nur
andeutungsweise gesehen. Im 16" ist er deutlich wahrnehmbar und mit Ausläufern
ausgedehnt. Indirekt sind die Staubrüssel als dunkle Einbuchtung zu sehen, aber
nicht
aufgelöst, sehr schwierig, aber wurde durch einen Mitbeobachter bestätigt.
Intermission.....
M28: KH, voll aufgelöst
M22: KH, sehr hell, voll aufgelöst, ein Prachtstück
NGC 6640: KH, recht schwach, kaum aufgelöst
Weiter geht's im Schild:
M11: der Wildentenhaufen, wunderbar in allen Vergrößerungen, sehr hell, sieht
wirklich aus
wie eine V-förmige Formation von fliegenden Enten, Vorzeigeobjekt
NGC 6712+ IC1295: Phantastische Kombination aus einem Kugelsternhaufen und einem
planetarischen Nebel in einem Bildfeld, beide brauchen aber mindestens
8-10" Öffnung. OIII
bringt den PN erst richtig heraus.
Der Schwan:
Der Schwan hing inzwischen im Zenit, die Milchstraße wunderbar strukturiert
durch
Staubbänder, der Nordamerikanebel mit bloßem Auge sichtbar.
IC5146: der Cocoon-Nebel, Fehlanzeige, habe ich nicht gefunden oder war zu
schwach....
NGC 6826: Der blinkende PN. Schöne Farbe. Habe ihn nicht hochvergrößert, denn
ich wollte
zu.....
NGC 6888: Der Crescent-Nebel, einer der wenigen Wolf-Rayet-Nebel. Nur mit dem
OIII
sichtbar als zu drei vierteln geschlossene Ellipse mit indirekt sichtbaren
Aufhellungen im
Mittelteil. Auf Fotografien und CCD-Aufnahmen nur mit sehr langen
Belichtungszeiten
richtig sichtbar. Erscheint wie ein großes "Epsilon".
NGC 6960 u.a.: Der westliche Teil des Cirrus-Nebels. Unbeschreiblich ! Der zarte
"Vogelflügel" zeigt zarte Filamente, besonders schön mit 52 Cygni im
Nebelbogen.
Das zentrale Segment im Norden davon zeigt ebenfalls sehr viele Strukturen. Sehr
schön.
Der Ostteil spannt einen Viertelsbogen und ist ungeheuer detailreich
strukturiert.
Jetzt packte mich der Ehrgeiz. Ich nahm das 11x80 Fernglas zur Hand, und tatsächlich
war
der Ostteil des Nebelbogens ohne Filter deutlich gegen den Sternenhintergrund zu
sehen. Das
muss also auch mit kleineren Refraktoren möglich sein.
Der Drache:
NGC6543: Der Katzenaugennebel. Schöne Färbung, muß hoch vergrößert werden.
NGC5981+2+5: (In aktueller SuW) Schöne Dreifach-Gruppe von Galaxien dreier
unterschiedlicher
Galaxientypen in einem Bildfeld. Sehr empfehlenswert.
Und zum Abschluß noch ein Abstecher an den Herbsthimmel......
Pegasus, Andromeda und Umgebung:
M31 mit M32 und M110: im Widescan II in einem Bildfeld, Andromeda mit zwei
Staubstreifen, ein phantastischer Anblick.
M33: im 16" recht wenig zu sehen, dafür ist der Himmel nach Osten zu hell.
Spiralarme nur
indirekt zu erahnen. Im 11x80 leicht als Scheibe sichtbar.
NGC 7662: der blaue planetarische Nebel, die blaue Färbung ist sprichwörtlich
M 74: Recht schwach, mit stellarem Kern.
Cassiopeia:
NGC 7789: Im 11x80 Fernglas als Nebelflecken zu sehen, im 16" bei allen Vegrößerungen
eine Flut von Sternen in einem offenen Sternenhaufen, unterbrochen von vielen
dunkleren
Bändern, sieht aus wie Venedig bei Nacht aus der Vogelperspektive.
Hier endet der Objektmarathon. Und jetzt gehe ich erst einmal mein Schlafdefizit
ausgleichen.
Fazit: Viel Öffnung macht Spaß, der Selbstbau des 16"-Dobs hat sich in
jedem Fall gelohnt,
der OIII-Filter ist essentiell bei vielen Objekten. Manche (beispielsweise
Schwanennebel)
sind visuell einfach besser als auf vielen fotografischen Aufnahmen.